Durchatmen, Zurücktreten und Laufen gehen am 04. November 2021

Im Fokus steht bei Frau Dr. Sabine Kreß die Gesundheit, also die vollständige körperliche, psychische und soziale Unversehrtheit des Menschen. Da allerdings gelte, dass „gar nicht krank (…) auch nicht gesund“ sei (Karl Valentin)…

...stellt sie auch die Sichtweise auf Krankheit als Gegenpol in einer Dichotomie vor. Oder die Frage „wie bleibe ich gesund“ versus „was macht mich krank“.

Im Gegensatz zur (in unserem Gesundheitssystem klar definierten) „Krankheit“ ist die Resilienz, also die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigungen zu überstehen, allerdings ein eher vages Konstrukt welches nicht eindeutig definiert sei, sagt Frau Dr. Kreß. Jedoch, führt sie weiter aus, gibt es einige hilfreiche Faktoren, sie zu beschreiben. Diese sind dann entweder eher nach Innen gerichtet, wie Optimismus, Akzeptanz, Handlungskontrolle, Lösungsorientierung und Zukunftsorientierung, oder wirken nach Außen, wie Verantwortung übernehmen, Netzwerkorientierung und Kontakte pflegen. Denn, „der Mensch ist ein soziales Wesen und kein Lonesome Cowboy“ - selbst Lucky Luke hat sein Pferd Jolly Jumper und seinen Hund Rantanplan als Begleiter.

Aber: ist das angeboren, ein Zustand, oder ein Prozess? Ist es Hexerei? Die Antwort von Frau Dr. Kreß kommt prompt, „Ja, es gibt Menschen, die das haben, aber ansonsten ist es wie beim Geigespielen: man muss es üben!“

Bleibt die Frage zu klären: Was muss man üben? Hierzu stellt sie das Modell des handelnden Menschen vor, welches sich aus Gedanken, Gefühlen und Verhalten zusammensetzt. Viele unserer Handlungen sind demzufolge erlernte Automatismen oder Reflexe und können verändert werden - weg von einem reflexhaften, oftmals schädlichen, Handeln, hin zu einer bewußten Handlungsentscheidung. Denn „sich hilflos fühlen ist höchste Belastung. Wir tun viele „dumme Dinge“ um nicht mehr hilflos zu sein.“ führt Frau Dr. Kreß weiter aus.

Die Bewertung von Situationen stellt dann den zentralen Faktor von Veränderung dar. Und um diese neu oder anders vornehmen zu können, müssen wir „Zeit schaffen, um einen erlernten Algorithmus zu unterbrechen, der vielleicht in Kindheit hilfreich war, uns aber als Erwachsener behindert.“

Also: Durchatmen, Zurücktreten, bis 10 zählen, Zeit schaffen. Dann klären: was will ich eigentlich, was hilft mir? Um dann Mechanismen zu unterbrechen, Situationen neu bewerten zu können, andere Lösungen und Handlungsoptionen zu finden, die unsere Gesundheit erhalten, die uns „gut tun“. Das Ganze flankiert mit Ausdauersport, da drei Dauerläufe pro Woche genauso wirksam sind wie Tabletten. Und: Kopf hoch, da die richtige Körperhaltung sich ebenfalls positiv auf unsere Psyche auswirkt.

Und da es schwierig ist, sich immer alleine selbst zu reflektieren, empfiehlt Frau Dr. Kreß zum Abschluss, auch mal gerne externe Hilfe bei einem Partner oder einem Coach in Anspruch zu nehmen. 

Insgesamt ein sehr informativer Abend, der nach einem äußerst kurzweiligen Vortrag bei gemütlichen Gesprächen und einem guten Buffet in angenehmer Atmosphäre ausklang.

Vielen Dank an Frau Dr. Sabine Kreß für ihre Zeit.

Bilder: Wolfgang Weber

Alle Bilder unter: https://www.picdrop.com/dapolino/HqXLRkUmU7